B67-1396
D^r Kampf zwischen Calvinismus und
Zwinglianismus in Heidelberg und der
Prozess gegen den Antitrinitarier
Johann Sylvan.
Ein Beitrag zur pfälzischen Reformationsgesclilciite.
Inaugural=Dissertation
zur
Erlangung: der Doktorwürde
der
Hohen philosophischen Fakultät
der Grossh. Badischen Ruprecht-Karls-Universität zu Heidelberg
vorgelegt von
Curt Hörn
aus Posen.
♦ ♦♦♦♦♦♦.
HEIDELBERG
Universitäts-Buchdruckerei von J. Hörning
1913.
Vorliegende Dissertation ist ein Teildruck der im Band XVII, Heft 2 der Neuen Heidelberger Jahrbücher erschienenen Abhandlung „Joh. Sylvan und die Anfänge des Heidelberger Antitrinitarismus. Ein Beitrag zur pfälzischen Kirchengeschichte." Das Manuskript des Gesamtaufsatzes hat der philosophischen Fakultät zu Heidelberg vorgelegen.
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Angabe der wichtigsten Literatur.
I. Quellen:
Rott, Neue Quellen für eine Aktenrevision des Prozesses gegen Sylvan und seine Genossen. Neues Archiv für die Geschichte der Stadt Heidelberg und der rheinischen Pfalz VIII, 184—259; IX, 1—70. Das wertvollste Material für die vorliegende Arbeit. Citiert: Rott . . .
Mieg, Monumenta pietatis I, pag. 318 — 344: Acta Sylvanum et Neuserum betreffend. Das Gutachten der Theologen für Friedrich III. 1702.
Beza, Epistolae 1573; die Ausgabe von 1575 enthält die für uns wichtigen Stücke nicht.
Kluckhohn, Briefwechsel Friedrichs des Frommen.
Erast, Briefwechsel Christophs von Württemberg. IV, 702. 709,
Pressel, Anecdota Brentiana 467.
Wotschke, Briefwechsel der Schweizer mit den Polen. Archiv für Reformations- geschichte. Sonderbd. III. 1908. Citiert: Wotschke, Brfw.
II. Literatur:
Trechsel, Die protestantischen Antitrinitarier vor Faust Sociu. 1839/44.
Sand, Historia antitrinitariorum 1684. Vom Standpunkt des Unitariers.
Bock, Bibliotheca antitrinitsiriorum. 1774 — 76. Vom orthodoxen Standpunkt.
Struve, Ausführlicher Bericht von der pfälzischen Kirchenhistorie. 1721.
Schelhorn, Ergötzlichkeiten. I, 571. II, 551. III, 949.
Büttinghausen, Beiträge. I, 164.
Lessing, Beiträge zur Geschichte und Literatur 1774. III, 119 ff. Ich eitlere nach
der Gesamtausgabe von Grothe, Bd. VII. D. L. Wundt, Magazin für die Kirchen- und Gelehrtengeschichte des Kurfürstentum
Pfalz. 1789. Bd. I. Versuch einer Geschichte des Arianismus und seiner
Anhänger in dem Kurfürstentum Pfalz in den Jahren 1568 — 1572. Citiert:
Wundt, I, . . . Auguste Bonnard, Thomas Eraste et la discipline ecclesiastique. 1894, p. 42 ff'. Nie, Paulus, Joh. Sylvan und sein tragisches Ende. Histor. pol. Blätter Bd. 121,
250 — 266. 1898. Vom katholischen Standpunkt, doch objektiv. Karl Sudhoff, Olevian und Ursin. Leben und ausgewählte Werke der Väter der
reformierten Kirche VIII. 1852. Theodor Wotschke, Geschichte der Reformation in Polen. Studien zur Kultur
und Geschichte der Reformation Bd. I. 1911.
IV
Abkürzungen.
A.D.B. = Allgemeine deutsche Biographie.
H.E.K. =^ Handschriftliche Excerpte Rotts.
Hotting. = Ms. Hottingeriana. Zürich, Stadtbibliothek.
Simml. = Copiae Simmlerianae. Zürich, Stadtbibliothek.
RE^ = Realencyklopädie für Theologie und Kirche. 3. Aufl.
Z.St.A. = Akten des Staats-Archivs, Zürich.
Ulm. = Ms. Ulmeriana, SchafFhausen, Ministerialbibliothek.
Ztschr. bist. Ges. Posen = Zeitschrift der historischen Gesellschaft für die Provinz
Posen. D.G. = Dogmengeschichte.
2. KAPITEL.
Der Kampf zwischen Calvinismus und Zwinglianismus in
Heidelberg.
Bereits unter Friedrich II. war in Heidelberg durch den Übertritt der kurfürstlichen Familie am Weihnachtstage 1545 die Reformation zum Siege gelangt^). Man hat mit Recht Melanchthon als den Refor- mator der Pfalz bezeichnet ; seine Reformationsvorschläge, die Einführung des Abendmahles sub utraque, der deutschen Messe und der Priesterehe anrieten, wurden vom Fürsten ausgeführt. Damit entschied sich die pfälzische Kirche nicht für den konfessionellen Protestantismus, sondern nahm in den innerprotestantischen Kämpfen eine vermittelnde Stellung ein.
Mit dieser Stellungnahme traf Friedrich auch die Stimmung seines Volkes, und die Reform wurde daher in der Pfalz ohne jede Schwierig- keit eingeführt. Der grösste Teil des Volkes war bereits seit Luthers Disputation in Heidelberg im Jahr 1518 evangelisch gesinnt. Aber nicht nur Luthers Meinung, sondern auch Zwingiis Lehre war in der Pfalz bekannt geworden. Bereits 1527 wandte sich der Pfarrer von Neckarbischofsheim, Nikolaus Renneisen, bei der Erklärung des Römer- briefs gegen die römische Transsubstantiationslehre und betrachtete das Abendmahl als »aller Christen Menschen Übung in der Gedächtnisz des
1) Vgl, Rott, Friedrich II. und die Reformation 1905. Seisen, Gesch. d. Ref. in Heidelberg. Heidelberg 1846.
Leydens und Sterbens Christi". Christus habe es als Gedächtnis seines Todes gestiftet, damit es zum Glauben helfe. Von solchen Leuten hatte schon 1525 Capito an Zwingli berichtet: In der Pfalz sind solche, die deiner Meinung beistimmen und vom heiligen Abendmahl ganz lauter und rein denken ; und 1526 : Zu Heidelberg sind hin und wieder solche, die das Fleisch Christi im Abendmahl zu suchen unterlassen. Aber solche gäbe es eben nur „hin und wieder". Im ganzen gab Jakob Other, Pfarrer zu Neckarsteinach, die Stimmung der Pfälzer wieder, wenn er 1528 in den Streitigkeiten über das Abendmahl eine y^Xoyofj.axia" sah. Dem Gläubigen genüge es, dass Christus in der Eucharistie im Glauben durch das Wort empfangen werde. Christus sei zugegen, wie — ob in, mit, unter Brot und Wein, — sei gleichgiltig. So war die offizielle Einführung des gemässigten Melanchthonismus der Ausdruck der all- gemeinen Volksstimmung,
Als 1556 Ott-Heinrich auf dem pfälzischen Kurfürstenthrone folgte, bekam das Luthertum durch die Berufung des Strassburgers Job. Mar- bach festeren Boden, der zusammen mit dem Hofprediger Michael Diller die erste lutherische Kirchenordnung schuf. Es wurde für die kirchliche Jurisdiktion ein Kirchenrat eingesetzt, der aus Pfarrern und Laien ge- bildet wurde. Seine Hauptfürsorge wandte der Fürst der gesunkenen Universität zu, wobei ihm Christoph Probus und Christoph Ehem zur Seite standen. In die theologische Fakultät wurde als erster Professor und als Generalsuperintendent Tilman Hesshus^) berufen, als zweiter Paul Einkorn aus Nördlingen, als dritter Petrus Boquinus 2). Es zeigte sich bald, welch eine Stütze das strenge Luthertum durch die Berufung Hesshus' gewonnen hatte; durch die Intoleranz dieses Mannes kamen die kirchlichen Gegensätze zum offnen Ausbruch. Der Widerspruch gegen das Luthertum erhob sich von Seiten der Melanchthonisten wie auch der Reformierten. Die lutherische Partei war durch Hesshus und Einkorn vertreten, der melanchthonischen traten Diller und Probus bei, der reformierten gehörten Erast, Boquin, Ehem, Girier^), Simon Grynäus*) und der Pfarrer Clebitz an. Hesshus gab den Anlass zum Streit. Er führte lutherische Neuerungen im Gottesdienst ein, gegen die Clebitz auftrat. In hellen Flammen brach der Streit aus, als Hesshus bei der
1) RE ä VIIT, 8.
2) Er stammte aus der Guyenne, hatte 1539 zu Berry promoviert, war dann aus Frankreich vertrieben worden, war nach Strassburg gegangen und kam 1556 nach Heidelberg,
3) Der Staatssekretär und Sekretär des Hohen Rates.
4) Der Philologe, Sohn des Baseler Theologen Jacob Grynäus.
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Promotion des Stefan Sylvius^) dem Promovenden zumutete, die von ihm aufgestellte These zu verteidigen : Es irren die Zwinglianer, die in des Herren Nachtmahl blosse Zeichen sehen wollen. Sylvius wollte die These ohne Nennung der Zwinglianer verteidigen; da verschrie ihn Hesshus als Calvinisten, doch hielt die Universität ihr Mitglied und im Februar 1559 fand die Promotion statt. Nun wollte auch Clebitz Mit- glied der Universität werden und bewarb sich, als Hesshus nach seiner Heimatsstadt Wesel reiste, um das Baccalaureat. Er reichte Thesen ein, die der reformierten Lehrauffassung entsprachen und zwischen dem irdischen Brot und Wein und der himmlischen Mitteilung des Leibes und Blutes Christi durch den Glauben^) unterschieden. Am 15. April wurde Clebitz von Boquin zum Baccalaureus promoviert. Hesshus be- zeichnete nun Clebitz als Ketzer und bannte ihn. Zwar gelang es Friedrich ÜL, der 1559 Ott-Heinrich gefolgt war, nochmals Frieden zu stiften, doch als Hesshus bald darauf die Confessio Augustana variata verwarf und die strengste Ubiquität des Leibes und Blutes Christi in, mit und unter Brot und Wein predigte, da trat auch Clebitz wieder auf den Plan und verwarf das „in und unter dem Brot" als die grösste Phantasie. Das Ende des Streites war, dass der Kurfürst beide ihres Amtes entsetzte und Hesshus ohne Zeugnis, Clebitz mit gutem Abgangs- zeugnis entliess. Darauf wandte sich der Fürst wieder an Melanchthon. Der Reformator billigte die Entscheidung und fasste seine Ansichten über das Abendmahl zusammen in das Wort des Apostels Paulus : Das Brot, das wir essen, ist es nicht eine Gemeinschaft des Leibes Christi? Er vermied jede Auslassung über die Wandluugslehre. Damit war nur der strittige Punkt verschwiegen, die Frage aber keineswegs gelöst, und es war vorauszusehen, dass die Kämpfe bald von neuem entbrennen würden. Vorläufig wurde diese Lehre vom Kirchenrat angenommen, und das Luthertum wich dem vermittelnden Philippismus ^).
Doch die lutherische Partei ergab sich nicht so schnell. Der Ober- hofrichter Erasmus von Venningen *) schrieb an den Strassburger Johann
1) Stefan Sylvius ist gebürtig aus Leuwarden in den Niederlanden. Er wurde nach dem Heidelberger Aufenthalt nach Groningen berufen.
2) Struve, a. a. 0. pag. 78. These 2 : Nam coenam dominicam duabus rebus, iisque distinctis, constare, terrena et coelesti, inter pios convenit. These 3: Terrena est panis et vinum ; coelestis est, communicatio corporis et sanguinis Christi. These 4 : Terrena ore corporis, coelestis ore animae, id est, fide percipitus.
3) Seisen, a. a. 0. pag. 87.
4) Venningen an Marbach 5. XI. 1559 und 31. III. 1560 bei Fecht, Epist. theo- logicae II, cap. XVIII pag, 99 und 111, cap. XXVIII, pag. 140. Der letzte wichtigere
Marbach, der unter Ott-Heinrich das Luthertum in der Pfalz eingeführt hatte; diesem konnte es nun nicht gleichgiltig sein zuzusehen, wie sein Werk in Heidelberg zerstört wurde. Bereits 1556 hatte er ein ubiqui- tarisches Buch geschrieben, dem er noch mehrere folgen Hess. Die Front der Lutheraner richtete sich sowohl gegen die philippistische Mittelpartei wie gegen die Eeformierten. Diese beiden Parteien waren dadurch aufeinander angewiesen. Es zeigte sich sofort, dass die Philip- pisten keineswegs der Situation gewachsen waren; Mich. Diller, der einst mit Marbach den lutherischen Katechismus verfasst hatte und sich völlig von diesem hatte beeinflussen lassen, war auch jetzt dem Strass- burger nicht gewachsen, und auch Probus schwenkte bald ins reformierte Lager über. So trat der Führer der reformierten Partei ins Vorder- treflfen, der Arzt Thomas Erast^). Ein Mann mit den glänzendsten Gaben des Geistes, ein feingeistiger Kopf, war er, obgleich nicht Theologe, doch in jeder Hinsicht mit den dogmatischen Fragen der Zeit vertraut. Besonders in Disputationen war er ein gefürchteter Gegner. Wohl ge- bürtig aus Baden bei Zürich, wurde er nach Beendigung seiner Studien in Basel, Bologna und Padua 1557 als Professor der Medizin nach Heidelberg berufen. 1558 wurde er Mitglied des Kirchenrats. Welche Richtung des reformierten Bekenntnisses der Zürcher vertreten würde, war von vornherein klar. Zwar war der Consensus Tigurinus geschlossen, aber die Zürcher Pfarrer betrachteten Calvin immer noch als halben Lutheraner, und das Misstrauen, von dem einst Calvin selbst berichtet hatte 2), war auch jetzt noch nicht geschwunden.
Bereits im Frühjahr 1560 gelangte die reformierte Partei zum Siege, wie der Brief Venningens beweist^). Im Juni wurde eine Dis- putation zwischen den sächsischen Theologen Mörlin und Stössel und den pfälzischen Boquin und Einkorn gehalten, denen Erast assistierte. Die Pfälzer stellten des Clebitz Promotionsthesen auf. Sie siegten auf der ganzen Front und gewannen nun auch den Kurfürsten für ihre Re-
Brief auch bei Struve pag. 89: „Dann die Zwinglianer und Cotturniter unterstanden die Göttliche und ewige Seligmachende Wort Jesu Christi zu verkehren .... Bock- quinus, Olivianus (wird hier zu früh genannt), einer genant Emanuel, ein getauffter Jud (Tremellio) sollen drey publici professores Theologiae sein, öffentliche beschreite Sektarii und Zwinglianer."
1) Bonnard, Thomas Eraste et la discipline ecclesiastique. Lausanne 1894.
2) Calvins ausgew. Briefe, herausgegeben von Schwarz. Tübingen 1909. I, 89: Die guten Leute (in Zürich) sind gleich zornentbrannt, wenn einer wagt, ihrem Zwingli Luther vorzuziehen ... Du weisst selbst, wie weit ihn Luther überragt, wenn man beide vergleicht. Calvin an Farel 26. H. 1540.
3) Vgl. Anm. 4, S. 237.
form. In der Pfalz wurde nun die reformierte Lehre angenommen. Damit war die Pfalz vom Luthertum gesäubert ^) ; aber die auswärtigen Lutheraner begannen nun, ihre Stimme zu erheben und die Pfälzer als nicht der Augsburgischen Konfession Verwandte hinzustellen. Das hätte diese wenig bekümmern brauchen, wenn nicht die Nicht- Verwandtschaft der Augsburgischen Konfession Kurpfalz vom Augsburger Religions- frieden ausgeschlossen hätte. Es musste deshalb Friedrich IIL daran liegen, die Stimmen der auswärtigen Gegner zum Schweigen zu bringen, auch um mit dem lutherischen Kursachsen und Württemberg in gutem Verhältnis zu bleiben.
Der erste Gegner war der vertriebene Hesshus, dessen Bücher Calvin so erbärmlich schienen, dass er sie nur mit Spass las. 1562 antwortete Erast mit einem „gründlichen Bericht, wie das Wort Christi „das ist mein Leib ..." zu verstehen sei . . .". Die zwinglischen Argumente treten uns entgegen : die Unmöglichkeit der Allenthalbenheit Christi mit dem Hinweis auf sein Sitzen zur Rechten Gottes, die Betonung des Abendmahls als Wahrzeichen und Pfand durch den Vergleich mit dem Güldbrief Bereits 1561 hatte Zacharias Ursin geantwortet mit der kleinen Schrift ,Responsio ad argumenta T. Heshusii de Sententia Patrum ". — Schwieriger als Hesshus war der gelehrtere Marbach zu widerlegen. 1564 gab dieser sein Werk heraus: „Gegründter Unter- richt, wie vom Nachtmahl zu halten sei." Erast antwortete mit einer „Ableinung" und vor allem Sylvan mit der „kurzen Antwort und be- ständigen Ableinung auf D. Johannis Marbachii ungegründten Unter- richt ... so er mit dreizehn Fundament zu beweisen vermeinet. Den Frommen und gottliebenden Strassburgern zur christlichen trewen Warnung gestellt durch Johannem Sylvanum, Dienern des heiligen Evangelions zu Lautem* ^). Heidelberg 1565.
In dem Kampf gegen Marbach und das Luthertum brauchte man gelehrte Männer. Deshalb nahm Friedrich III. gern den aus dem Luther- tum kommenden Sylvan auf. 1563 gab ihm der Kurfürst die Super- intendentur in Kaiserslautern. Einer übergrossen Beliebtheit konnte er sich freilich dort nicht erfreuen; sein zänkisches Wesen nahm seine Gemeinde bald gegen ihn ein, und Klagen über Klagen gingen beim
1) Am 12. August erging der Befehl, dass die Lutheraner sich entweder zu be- kehren oder die Pfalz zu verlassen hätten. Anfang 1561 erhielt Paul Einkorn seine Entlassung und wurde durch den jüdischen Convertiten Emanuel Tremellio ersetzt, der von Pietro Martyre für das reformierte Bekenntnis gewonnen war.
2) München, Hof- und Staatsbibliothek Pol. 900.
Rat über ihn ein. Am 26. Juli 1566 berichtet die Kaiserslautrer Chronik, Sylvan habe beim Rat eine Anzeige eingereicht, dass sich Wiedertäufer in die Gemeinde eingeschlichen hätten ; besonders sei Balthasar Bender zu verhören ^). Mit Sylvans Person beschäftigte sich der Rat am 12. September wegen der gegen ihn eingereichten Klagen, die uns in ihm einen fanatischen und herrschsüchtigen Menschen zeigen. Den einen liess er nicht als Pate zu und nannte ihn einen „Türck und Judt", eine Frau wies er als Patin zurück, weil sie, da die Predigt früher als gewöhnlich zu Ende war, verspätet zur Taufe kam; das Kind taufte er Christiane statt Marie und nannte die Männer, die ihn zur Rede stellen wollten, in übergrosser Liebenswürdigkeit Schelme, Diebe und Böse- wichter. Der Rat übergab die Sache dem Amtmann und beschloss, beim Kurfürsten Klage zu führen. Da predigte am 6. Oktober Sylvan in Fastenpredigten gegen die Stadtobrigkeit. Sofort zitierte der Rat ihn am nächsten Tage vor sein Forum, aber der Superintendent ent- schuldigte sich , wegen Geschäften". Am 9. November traf die Ant- wort von Heidelberg ein; man sah in Sylvan eine viel zu wertvolle Kraft, die man keineswegs fallen lassen wollte. Darum antwortete Herzog Hans Casimir für den abwesenden Kurfürsten, „man wolle es dabei bleiben lassen". Und der Stadtschreiber schrieb ins Stadtbuch: „Wir machens wie wir wollen, die Pfaffen habens Trumph." Die ein- zige Folge des Beschwerde war, dass Sylvan nun noch eine Sprosse auf der Leiter höher stieg: 1567 wurde er Superintendent in Ladenburg und war dadurch in die nächste Nähe des Kurfürsten gezogen.
In seiner „kurzen Antwort und bestendigen Ableinung . . ." spielt Sylvan gegenüber Marbachs Ubiquitätslehre das schon von Zwingli an- gewandte Gegenargument aus, dass Christus zur Rechten des Vaters sitze und deshalb nicht im Brot sein könne ^). Er erweitert den Zwingli- satz durch eine schlechte Exegese : Christus sei nicht im Brot präsent, denn es stehe geschrieben: Ihr sollt des Herren Wort verkünden, bis dass er kommt. Die Realpräsens Christi tritt zurück hinter der Auf- fassung des Abendmahls als Gedächtnismahl: Das Nachtmahl ist ein Wiedergedächtnis an Jesu Leiden und Opfer, nicht eine fleischliche und blutige Gegenwärtigkeit. Leibliches Essen und Trinken hat gar keinen Sinn, und selbst die Begründung dafür holt der Verfasser
1) Küchler, Chronik der Stadt Kaiserslautern 1900 pag. 11. 18. 19. Die An- zeige bezog sich auf die Mennoniten.
2) Zwingli, Op. II, 1, 467 : So gewiss Christus leiblich zur Rechten Gottes sitzt, so gewiss kann er nicht leiblich im Sakrament sein.
sich von Zwingiis „eherner Mauer" Job. VI ^). Seine Dogmati k fasst er zusammen in die Worte: „Wir glauben, dass Christus sei nach seiner Menschheit nicht mehr auf Erden, sondern droben im Himmel, nach seiner Menschheit umbschrieben, und nach der göttlichen Natur onumb- schrieben. Wir glauben im Herzen, dass er nicht mit Mund, sondern mit dem Glauben empfangen und genossen werde, dass er nicht im Brot und Wein, sondern in unserem Herzen, nicht mit leiblicher Natur, sondern durch die Inwohnung seines Geistes gegenwärtig sei."
Es waren die „Juristen und Mediziner", von denen Venningen Mar- bach berichtet hatte, d. h. Ehem, Probus und vor allem Erast, die die Berufung Sylvans beim Fürsten durchgesetzt hatten. Bereits vorher war Sylvan an der Heidelberger Bibelübersetzung beteiligt gewesen 2), hatte Olevian ein viertel Jahr im Pfarramt vertreten und war dadurch bei Hofe bekannt geworden. Das Buch, das er 1567 veröffentlichte, widmete er darum seinem Landesherrn Friedrich IH. Es ist der „Apostolische wäre Katechismus, das ist Christelicher Unterricht, desz Heyligen Apostels Pauli an die Kömer, mit kurtzer richtiger auszlegung also gestellet. Durch Johannem Siluanum, dienern Göttliches worts, 2. Petr. 3, 17"^). In der Vorrede mahnt der Verfasser, wachsam zu sein, damit der böse Feind nicht den Samen am Wege zertrete. Auch jetzt treibe der Satan wieder sein Werk, die „reinere leer und waren Gottsdienst under zudrücken, und falsche lere, aberglaub, und abgötterei einzufüren". Besonders gern möchte der Satan den Artikel von der Gerechtmachung „verduncklen und beschmeiszen" (indem er nämlich die Kechtfertigung nicht so sehr durch den Glauben, als durch das opus operatum des Abendmahls ge- schehen lassen will). Unter die, die diesen Artikel verkehren, rechnet er auch, „die zu diesen zeiten suchen all jr Seligkeit in den Sakramenten und Evangelischen Ceremonien und schreiben denen zu götliche krafft, und durch ihre überflüssige amplificationes komen sie dohin, das sie wol einen newen Abgott aus den Sacramenten machen, welcher so grossen schaden thut, als die Transsubstantiatio und Bebstische Gerechtmachung, so sie den Sacramenten zugeschriben haben, je tun mögen". Die Schrift ist eine Frucht der Mitarbeit an der Bibelübersetzung. Sylvan unter- schreibt sich als „im Ampt Heidelberg Superintendens", d. h. nicht Superintendent in Heidelberg selbst, sondern im Bezirk.
Die „kurze Antwort" ist nicht aus eigener Initiative geschrieben,
1) Commentarius 1525.
2) Vgl. Protestantische Monatshefte 1902, pag. 401 ff.
3) Heidelberg, Univ.-Bibl. Q 7163 K
sondern das Thema ist Sylvan vom Fürsten gestellt worden als die Widerlegung Marbachs. Sylvan ist auch durch dies Buch als „antagouista Marbachii" bekannt geworden. Demnach sind es nicht Privatäusserungen, die wir in dem Werk vor uns haben, sondern es ist der Glaubens- stand der pfälzischen Kirche. Die Schrift stehtauf der Unions- basis des Heidelberger Katechismus, jedoch mit starker Hervorkehrung der zwinglischen Tendenz. Sylvan ist im Herzen Zwinglianer. Den treuesten Bundesgenossen in den auswärtigen Kirchen fanden daher Sylvan und seine Gesinnungsgenossen in der Zürcher Kirche. Den Genfern dagegen konnte das Wiederaufleben des Zwinglianismus in Heidelberg keineswegs angenehm sein, und von dieser Seite her musste die Opposition kommen, die in Olevian ihren Hauptvertreter fand.
Caspar Olevian^) war am 10. August 1536 zu Trier geboren. In Paris, Bourges, Orleans studierte er die Rechte, deren Doktor er 1557 wurde. Schon in Trier trat er in Beziehungen zu den Evangelischen, ging 1558 nach Genf, wo er Calvin kennen lernte, war auch in Zürich und predigte nach seiner Rückkehr den Trierern unerschrocken das Evangelium. Gegen das Einschreiten des Trierer Kurfürsten und Erz- bischofs Johann gegen die Protestanten legte Friedrich III. von der Pfalz mit fünf andren evangelischen Fürsten Verwahrung ein; sie er- reichten, dass die Protestanten ungehindert die Stadt verlassen durften. So kam 1560 Olevian nach Heidelberg. Olevian war als direkter Schüler Calvins Überzeugtester Calvinist; doch waren seine spezifisch calvinischen Grundsätze nicht in Trier hervorgetreten, sodass ihn sogar der lutherische Pfalzgraf Wolfgang von Zweibrücken noch im Jahr 1560 für das Gymnasium in Hornbach zu gewinnen suchte. So ist es auch erklärlich, dass man im gegen Ende 1560 zwinglischen Heidelberg nichts von Olevians Calvinismus wusste. Aber sofort, als Olevian nach Heidel- berg kam, stand ihm als Ziel vor Augen, den Zwinglianismus zu stürzen und an dessen Stelle den Calvinismus schärfster Oboedienz zu setzen. Diese Absicht konnte er nicht auf dogmatischem Wege erreichen, etwa mit einem Angriff auf die pfälzische Abendmahlslehre, da die zwinglische Lehre zwar im Consensus Tigurinus überholt, aber keineswegs verurteilt war. Sollte die pfälzische Kirche das Genfer Gewand erhalten, so konnte dies nur dadurch geschehen, dass sie nach dem Muster der Genfer Kirche organisiert wurde. Dem Zusammenwirken von Staat und Kirche nach dem Zürcher Muster, nach dem die Kirche das Predigt-
1) RE s XIV, 359. A.D.B. XXIV, 286 (Cuno). Cuno, Blätter der Erimierung an Olevian. Sudhoff, Ol. und ürsin.
amt, der Staat die Jurisdiktion ausübte, suchte Oleviain die theokratisch- genfische Ordnung entgegenzusetzen, nach der der Staat der Kirche auch die Jurisdiktion überliess, die sie in der Kirchen zucht ausübte. Dieses Ziel stand Olevian von Anfang an vor Augen ; in der Bekenntnisfrage war er bereit, vor der Hand^) sich mit den Zwinglianern auf einem Mittelweg, etwa dem des Consensus Tigurinus, zu treffen. In der kirch- lichen Organisation aber wollte er um jeden Preis den Calvinismus zum Siege führen. Deshalb bat er sofort nach seiner Ankunft in Heidelberg Calvin am 12. April 1560 um eine Darstellung der Genfer Zucht. Calvin antwortete am 25. November und riet zur Einführung einer nach den Heidelberger Verhältnissen modifizierten Zucht ^). Vorsichtig brachte Olevian seine Ideen im Kirchenrat vor 3) und erkannte bald, dass seinen Plänen vor allem die Juristen im Wege standen, während besonders die Theologen der Sache, die eine Stärkung ihrer Macht be- deutete, nicht feindlich gegenüber standen. 1562 bat Olevian darum Calvin um einen Vorschlag über die Zusammensetzung einer kirchlichen Disziplinarbehörde. Calvin riet, die Juristen, diese „Menschenrasse, die fast überall den Knechten Gottes entgegenarbeitet", energisch zu be- kämpfen. Der Fürst möge nach Anhörung des Kates 2, die Universität 2 und die Stadtgemeinde 4 Männer bestimmen, die mit den Pfarrern zu- sammen die Sittenzucht beobachten sollten. Auf jede Weise sei auf die Kirchenzucht zu dringen*).
In dieser Sache erhielt Olevian einen Helfer in Zacharias ür- sin^). Er war am 18. Juli 1534 in Breslau geboren und hatte dort sowie in Wittenberg seine Ausbildung genossen. Sein Freund, der be-
1) Dass Olevian in der Tat nur vor der Hand die dogmatische Frage zurück- stellte, beweist der Umstand, dass man später mit äusserster Heftigkeit gegen Sylvans Zwinglianismus loszog. Im K. R. Prot, vom 19. VUI. 1570 (Rott, Neues Archiv für Heidelberg IX, 32) wird Sylvan zum Verbrechen angerechnet, dass er im Abendmahl nur ein Gedächtnismahl gesehen habe.
2) Schwarz, a. a. 0. II, 329.
3) 1561 war Olevian Professor der Dogmatik geworden, hatte jedoch schon 1562 sein Lehramt mit dem Pastorat an St. Peter, dann an Heiliggeist vertauscht. Im selben Jahr wurde er Mitglied des Kirchenrates.
4) Schwarz a. a. 0. II, 413. Brief vom 27. X. 1562.
5) RE^* XX, 348. A.D.B. XXXIX, 367 (Bauch). Sudhoff, a. a. 0. Hans Rott, Briefe des Heidelberger Zach. Ursin in den „Heidelberger Neuen Jahrbüchern" XIV, 39 — 172. Dass Ursin nur in der Kirchenzuchtsfrage bei den Olevianisten stand, dog- matisch aber dem Erastkreise verwandter war, zeigt der Brief Erasts an Bullinger vom 21. XI. 1569: Ursinus furit (in der Kirchenzuchtsfrage), quamquam a nobis parum absit. Nisi insaniret, posset nobis convenire. Zürich, Stadtbibliothek E II 361 fol. 79. Sudhoff 342.
*0
kannte Breslauer Arzt Johannes Kraflft, genannt Crato von Krafftheim *), unterstützte ihn materiell. 1558 kam ürsin nach kurzem Aufenthalt in Genf, Lyon und Paris nach Zürich, wo er zu den dortigen Theologen in nahe Verbindung trat. Nach seiner Rückkehr nach Breslau wurde er im September 1558 vierter Lehrer an der St. Elisabethschule. Während des dortigen Sakramentsstreites trat er entschlossen für die reformierte Fassung ein. Deswegen angefeindet, bat er um seine Ent- lassung und ging zum zweiten Male von Crato mit Geld ausgerüstet nach Zürich, wo er Peter Martyr als Lehrer schätzen lernte. Als dieser den Ruf nach Heidelberg ablehnte, übernahm ürsin am 13. Oktober 1561 Olevians Lehrstuhl der Dogmatik. ürsin war seiner ganzen Aus- bildung nach Zwinglianer, aber in der Kirchen zuchtsf rage trat er auf Seiten Olevians, Er glaubte in der Pfalz die grösste Zügellosigkeit zu bemeiken, und betonte deshalb die Notwendigkeit einer Kirchenzucht. Die letzten Pläne Olevians, die auch dogmatisch den Calvinismus zur Herrschaft bringen wollten, überschaute er nicht; als er sie erkannte, trat er vom Schauplatz ab und gab sich nur seiner Wissenschaft hin. Doch bevor Olevian an die Verwirklichung seiner Pläne denken konnte, galt es, alle Reformierten im Kampf gegen Marbach und das Luthertum zusammenzuhalten und die Zwinglianer nicht durch die drohende Kirchenzucht vor den Kopf zu stossen. und ausserdem harrte eine innerkirchliche Aufgabe: Bereits 1560 war die kurze Periode des Melanchthonismus überwunden, damit konnte auch die Confessio Augus- tana variata nicht mehr als Bekenntnisschrift der pfälzischen Kirche gelten. So stand man vor der Aufgabe, ein neues Bekenntnis zu schaffen. Der Heidelberger Katechismus ^), mit dessen Abfassung der Kurfürst Olevian und ürsin beauftragte, ist zum grössten Teil ein Werk ürsins ; auf Olevian geht die Endredaktion zurück, ürsin lieferte zwei Vorarbeiten, die „Catechesis, hoc est Rudimenta Religionis Christianae" (genannt Catechismus major) und den „Catechismus minor". In der ersten Arbeit vertritt ürsin die Abendmahlslehre des Zwinglianismus : Die Sakramente, um unsrer Schwachheit willen gegeben, versprechen dasselbe wie Gottes Wort und dienen zur Stärkung unsres Glaubens. Sie erinnern uns an die Liebe zu Gott und dem Nächsten, zu der wir verpflichtet sind, sind aber nicht nur Pflichtzeichen, sondern auch Bekenntniszeichen. Nur
1) RE» XI, 57. A.D.B. IV, 567 (Schimmelpfennig). Haeser, Lehrbuch der Geschichte der Medizin II, 142. Jena 1882. Gillet, Crato von Krafftheim und seine Freunde. Frankfurt 1860/1.
2) RE« X, 166.
11
dem Gläubigen nützt der Genuss des Sakraments. Im Heidelberger Katechismus selbst zeichnet sich die Abendmahlslehre durch das Be- streben aus, „vorhandene Unterschiede im versöhnlichen Sinn zu über- brücken. Zürcherisch ist sie in der Voranstellung der Beziehung auf das Leiden des Herrn, calvinisch in der damit verbundenen Betonung einer mystischen Vereinigung der Gläubigen vermittels des hl. Geistes mit dem himmlischen Leibe Christi, und dem Friedensbedürfnis gegen- über den lutherischen Gegnern ist das Preisgeben des Bekenntnis- und Verpflichtungscharakters der Feier zuzuschreiben ^). Von diesem ünions- katechismus durften darum alle Parteien befriedigt sein; auch Sylvan nennt ihn in seinem Kömerbriefkommentar (1567) einen herrlichen. Nun aber, da die innerkirchlichen Aufgaben erfüllt und die Lutheraner zurückgewiesen waren, begann Olevian seine Kirchenzuchtspläne ener- gischer aufzunehmen ^). In der Folgezeit sollte er einige wichtige Hilfs- kräfte erhalten.
Als erster und entschiedenster Mitkämpfer für Olevians Ideale ist HieronymusZanchi^) zu nennen. 1516 in Alzano bei Bergamo geboren, genoss er den ersten Unterricht bei seinem als Dichter und Geschichtsschreiber bekannten Vater. Mit 15 Jahren trat er in die Kongregation der regulierten Augustinerchorherrn zu Bergamo ein und studierte eifrig die klassischen Sprachen, Aristoteles und die Scholastiker. Wenige Jahre darauf wurde er Chorherr des Klosters S. Frediano in Lucca, dessen Prior Vermigli war. Mit diesem, Tremellio und dem späteren Genfer Prediger der italienischen Fremdengemeinde Martinengo las er die Schriften der Reformatoren, vor allem Calvins Institutio. 1551 floh Zanchi, kam nach Graubünden und Genf und hörte dort eifrig Calvins Vorlesungen. 1553 wurde er auf Johannes Sturms Veranlassung Professor der alttestamentlichen Exegese in Strassburg. Dort war Mar- bach Präsident des Kirchenrates. Dessen Misstrauen zog sich Zanchi zu, als er in seiner Antrittsvorlesung den Beruf des Theologen dahin erklärte, dieser habe Gottes Wort rein, gewissenhaft, frei und unabhängig
1) BE» X, 172 (Lauterbach).
2) Wie heftig der Widerspruch gegen Olevians Pläne war, zeigt der Brief Jacob Andreaes an Marbach vom 10. April 1567 bei Fecht, Supplementum, pag. 246 : Nuper absente transivit apud nos Eslingae Xylander, qui Crusio mira recitavit de suis theologis, qui inter sese incipiunt dissidere. De quo ego nunquam dubitavi. Ait etiam, homines esse, qui ad omnia perturbanda nati sint (die Olevianisten). Si nos aliquandio substiterimus, nee exterum adversarium habuerimus, nihil dubites, quia seipsos sint confecturi.
3) RE» XXI, 608. A.D.B. XLIV, 677 (Cuno).
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von menschlicher Autorität zu predigen. Zum offenen Streit kam es 1560. Johann Sturm veranstaltete im Todesjahr Melanchthons eine Feier zu dessen Ehren; da wollte Marbach das Pamphlet des Hesshus ,Responsio ad praejudicium Melanchthonis de Controversia Coenae Do- mini" in Strassburg mit falscher Druckangabe Magdeburg nachdrucken lassen. Zanchi hintertrieb dies; Marbach setzte nun seinerseits durch, dass die weitere Ausgabe der Schrift Zanchis „de perseverantia" ver- boten wurde, und trat gegen Zanchis Praedestinationslehre auf. Dieser verfasste 14 Thesen, die von den Fakultäten Heidelberg, Marburg, Genf, Zürich rückhaltlos, von Tübingen und Basel mit Vorbehalt gebilligt wurden. Der Magistrat berief nun eine Kommission von lutherischen Theologen, die Zanchi einige Formeln über Glaube und Prädestination vorlegten. Dieser unterschrieb sie mit dem Vorbehalt : hanc formulam, ut piam agnosco, ita etiam recipio^). Als aber dennoch der Streit von neuem begann, nahm er eine Berufung nach Chiavenna an. Hatte sich Zanchi in Strassburg dogmatisch als strenger Calvinist gezeigt, so be- wies er sich als solcher in Chiavenna durch die Bemühungen, eine Kirchenzucht einzuführen. Einen solchen Mann konnte Olevian brauchen, und so wurde Zanchi 1568 nach Heidelberg berufen. Sofort nach seiner Ankunft trat er für Olevians Pläne ein und behandelte in seiner Antritts- vorlesung am 12. Februar die Notwendigkeit, die Reinheit des göttlichen Wortes zu erhalten. Am 21. Juni erwarb er sich den theologischen Doktorgrad durch Verteidigung einiger Thesen über die Kirchenzucht und die Exkommunikation, gegen die Erast opponierte.
Einen ebenso überzeugten Verteidiger der Kirchenzucht hatte Olevian in Wenzel Zuleger 2) gewonnen, der bereits seit 1560 an seiner Seite für die Disziplin kämpfte. 1530 zu Joachimstal von lutherischen Eltern geboren, wurde er Stadtschreiber in Worms, dann Schreiber am Reichs- kammergericht und 1552 Feldschreiber im Heer Karls V. Nachdem er sich in dieser Stellung ein stattliches Vermögen erworben hatte, studierte er an französischen Universitäten und in Genf. Er trat als Jurist in den Dienst des Pfalzgrafen Wolfgang von Zweibrücken-Neu- burg; 1559 wurde er von Friedrich IE. nach Aachen und Jülich in Sachen der Evangelischen gesandt, die der Kurfürst in den nieder-
1) Vehe stellt in seinem Bericht die Unterschrift als eine Unehriiehkeit dar: „Hat er nit vil jähr in Strassburg der Lutherschen bekantnus unterschrieben, wie- wolen er calvinisch im Herzen war." Vehe schiesst in seinem Urteil etwas übers Ziel; die Klausel schränkt stark ein. Immerhin hat er das Bekenntnis ohne innere Zustimmung unterschrieben.
2) A.D.B. XLV, 477 (v. Bezold).
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rheinischen Landen schützen wollte. 1560 wurde er von Friedrich zum Präsidenten des Heidelberger Kirchenrates gemacht, Dass er 1562 in Fulda bei einer Konferenz der Gesandten evangelischer Fürsten, die vom 12. bis 18. September über eine Kekusationsschrift gegen das Tridentinum berieten, zum Vorsitzenden gewählt wurde ^), zeigt, welche allgemeine Achtung er sich erworben hatte. Er hat mehrfach der Politik Friedrichs, die auf eine Vereinigung sämtlicher Evangelischen hinzielte, gedient; so wurde er auch 1567 an den französischen Hof und an Conde gesandt, um dort ein Bündnis zu bewaffnetem Schutz der ausserdeutschen Glaubens- genossen abzuschliessen. Die Hugenottensache beschäftigte ihn stets.
Auch an Petrus Dathen ^) und Christoph Ehem ^) fand Olevian eine bedeutende Stütze. Ersterer war 1531 zu Casselberg in Westfalen ge- boren, weilte längere Zeit in England, kam 1555 zum ersten Mal nach Heidelberg als Kat Johann Casimirs. 1560 war er beim Bildersturm in Flandern beteiligt, floh dann vor Alba nach Heidelberg^), wo er als Hofprediger für den Calvinismus eintrat. — Christoph Ehem, 1528 in Augsburg geboren, wurde wohl durch seinen Schwiegersohn Marius für die Olevianisten gewonnen. Bereits unter Otto-Heinrich war er Prä- sident des Kirchenrates und schloss sich den Änderungen Friedrichs HI. sofort an. Er war wie Zuleger vor allem Diplomat, den der Kurfürst auf die Reichstage 1559, 1566 und 1567 als pfälzischen Gesandten ent- sandte und als Vermittler zwischen Kurpfalz und Kursachsen verwandte. Auch er verfolgte wie Zuleger die franzosenfreundliche Politik gegen Habsburg.
1567 sandte der Kurfürst Olevian, Sylvan und den Schönauer Pfarrer Franziscus Junius in die Niederlande, um die dortigen Verhältnisse kennen zu lernen, da Friedrich für die niederländischen Protestanten beim Kaiser eintreten wollte ^). Während ihrer Abwesenheit entbrannte in Heidelberg der Kampf. Johannes Brunner'^) war schon seit
1) Kluckhohn, I, 349.
2) RE3 IV, 495. A.D.B. IV, 764 (Martin).
3) A.D.B. V, 693 (von Bezold).
4) Dathen war durch seinen Aufenthalt auf der Flucht aus den Niederlanden bei dem Wiedertäufer Conrad in den Verdacht des Anabaptismus gekommen. Er war auch in Danzig und Elbing, wo er 1590 starb, der Heterodoxie verdächtig. Vgl. Vehes Bericht bei Rott a. a. 0. VIII, 229/30.
5) Kluckhohn II, 6. Fecht, Supplementum 232; Oslander an Marbach 14. IX. 1566 : audio Sylvanum Gandavi docere. Diese Nachricht war freilich etwas verfrüht.
6) Wotschke, Briefwechsel 15. X. 1561; 22. XL 1561: 12. XII. 1561, pag. 137, 138, 139. Er ist gebürtig aus Toggenburg (Schweiz). Als Diakon zu Kiissnach machte er sich durch seine Zanksucht unmöglich und kam etwa 1560 nach Heidel-
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einiger Zeit den Disziplinisten durch seine besonders scharfen Angriffe gegen die Kirchenzucht verhasst. Da aber damals noch die meisten der Zucht abhold waren, vor allem auch der Kurfürst nicht für ihre Durch- führung zu gewinnen war, konnte man Brunner nichts anhaben. Da tat er den Calvinisten den Gefallen, eine Abendmahlslehre zu predigen, die von der im Heidelberger Katechismus gewonnenen Einigung stark abwich. Was der Katechismus gerade vermieden hatte, nämlich die Betonung des Bekenntnischarakters des Abendmahls, stellte Brunner in den Vordergrund seiner Theorie. Das Abendmahl ist für ihn nicht ein Akt Gottes gegen den Menschen, sondern ein Akt des Menschen gegen Gott: Der Kommunikant bekennt in ihm seine Zugehörigkeit zum Christentum. Nicht „per se et proprio" werde durch das Abendmahl der Glaube gestärkt und erhalte man in ihm ein Pfand (obsignari), sondern nur „per accidens" stärke es den Glauben des Komm jinikanten ^). Es ist dies nur die konsequente Ausprägung der zwinglischen Fassung^). Bereits Zwingli gab dem Sakrament „per se et proprio" keine Kraft, sondern sah in ihm nur ein Zuhilfekommen dem schwachen Glauben, eine Erleichterung der Heilsaneignung. Diese aber war für ihn auch theoretisch denkbar ohne das Sakrament. Die Hauptsache ist bei ihm deshalb nicht das objektive Sakramentsgut, sondern die feiernde Gemeinde, die durch den Abendmahlsgenuss ihre Zugehörigkeit zur Ge- meinde Christi bekennt. Aber Zwingli sah doch im Abendmahl einen Akt, der zur Heilsaneignung der menschlichen Schwäche wegen praktisch notwendig ist; dieser Charakter des Abendmahls als einer zur Heils- aneignung notwendigen Handlung tritt bei Brunner hinter dem Be- kenntnischarakter vollständig zurück.
Auch die Zwinglianer wandten sich zuerst gegen Brunner. Sie wollten die im Heidelberger Katechismus gewonnene Einigung festhalten, darum gab sich Erast grosse Mühe mit ihm ^). Die Disziplinisten trugen die Sache sofort dem Kurfürsten vor und erklärten ihm, dass es für die junge pfälzische Kirche von höchstem Schaden sein müsse, wenn man in der Abendmahlslehre Uneinigkeiten bemerken würde. Der Kurfürst
berg. 1561 hoffite man ihn nach Polen zu bekommen. Vgl. über ihn Hagen, Briefe Heidelberger Professoren und Studenten.
1) Erast an BuUinger 9. VI, 1567. Sudhoff 372: Johannes Brunnerus .... disputans adversus nos, Sacramenta ecclesiae non esse signa a parte Dei, sed tan- tum ex parte hominum. Erast an Joh. Haller, Pfarrer in Bern. 12. IX. 1567. Hagen, Briefe von Heidelberger Professoren und Studenten vor 300 Jahren. 1886 p. 31.
2) RE^ XXI, 797.
3) Sudhoff, 372, Anm.
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entschied, die Sache solle erledigt sein, wenn Brunner widerrufe; ürsin suchte ihn von seiner Meinung abzubringen. Aber Brunner blieb fest und musste aus Heidelberg weichen. Noch vor seiner Entlassung bat er in Bern und Zürich una eine Pfarrstelle, reiste nach Basel zu Simon Grynäus, kam mit diesem nochmals nach Heidelberg, wo er die zu- sagende Antwort der Berner erhielt. Erast gab ihm einen warmen Empfehlungsbrief nach Bern mit, in dem er ihn einen brauchbaren und schriftkundigen Menschen nannte. Seine Abendmahlslehre sei orthodox und der Berner Lehre entsprechend^).
Es muss wundernehmen, dass Erast sich plötzlich auf Brunners Seite warf. Der Grund lag darin, dass im Juni die Disziplinisten einen Verstoss unternahmen, der ihre Absicht, den Calvinismus einzuführen, klarlegte. Wie wir sahen, hatte Olevian für seine Pläne den Kirchenrat, in dem Ehem, Zuleger, Junius, Dathen und Marius sassen, und die theologische Fakultät^) gewonnen. Noch während der Abwesenheit Olevians schlugen diese los. Den Anlass gab die Doktorpromotion des Engländers Georges Whiters, des Pfarrers von St, Edmond's Bury (Suffolk). Dieser hatte sich bereits durch seinen Protest gegen die Neuerungen der Königin Elisabeth inbezug auf die Priester kleidun g in England be- kannt gemacht. Auf diesen Fall bezügliche Thesen legte er auch der Heidelberger Fakultät vor. Doch diese wies die Thesen zurück mit der Ausflucht, man wolle keine Partei der englischen Glaubensgenossen be- leidigen, und gab ihm u. a, Thesen, die die Disziplin verteidigen sollten. Whiter nahm sie an; zwei der Thesen bezogen sich auf den speziellen Streitpunkt; These XII: ad sinceram Verbi divini praedicationem et legitimam Sacramentorum administrationem, oportet in Ecclesia guber- nationis urgere officium. These XIH: Officium autem hoc voco, ut Ministri cum Presbyterio quosvis peccantes (etiam principes) arguendi, inerepandi, excommunicandi, reliquaque ad disciplinam Ecclesiasticam pertinentia peragendi facultatem et habeant et exerceant. Auf den 10. Juni wurde die Disputation angesetzt. Sylvan war noch abwesend; an seiner Stelle vertraten die Opposition Erast und der Pfarrer an der Heidelberger Peterskirche, Adam Neuser. Neuser war ein geborner
1) Der Wunsch Erasts, Brunner möge sich so führen, dass die Kirche sich freuen könne, erfüllte sich nicht ; da Brunner sich auch in Bern nicht halten konnte, ging er nach Maienfeld ins Thurgauische ; 1572 ging er nach Ingolstadt, wurde ka- tholisch und trat in den Jesuitenorden ein. 1582 schrieb er eine „Professio Catho- licae fidei post haeresin".
2) Die theologische Fakultät bestand aus Boquin (Dekan), Tremellio, Ursin, Zanchi.
Schwabe, kam also auch aus dem Luthertum. Am 15. März 1560 er- hielt er die zweite Hauptpfarre an der St. Peterskirche. Seine Bered- samkeit und sein gewandtes Wesen gewannen ihm viele Freunde und auch am Hof gelangte er zu Ansehn. Er wurde sogar vom Konsistorium neben Olevian für die freigewordene Professur vorgeschlagen, die freilich Olevian erhielt. Als Neuser auch zum zweiten Male hinter Ursin zurück- treten musste und Olevian am 15. März 1561 Doktor der Kechte und Moderator der Sapienz wurde, da entlud sich Neusers ganzer Hass auf den einstigen Freund, für den er wenigstens Olevian bis dahin ge- halten hatte.
Neuser hatte gegen Olevians Pläne sicherlich nichts Positives vor- zubringen, sondern allein der masslose Hass gegen Olevian trieb ihn in die Opposition. Solch einen blindwütigen Mann konnten die Disziplinisten gerade brauchen, um dem Kurfürsten zu zeigen, was für Leute der Kirchenzucht entgegenstanden. Wohl dank der Klugheit Erasts verlief die Disputation ohne Streit. Nur erklärten Erast und Neuser, noch manches vorbringen zu müssen, worauf Boquin die Fortsetzung des Ge- sprächs auf den 13. Juni vertagte. An diesem Tage war Erast verhindert Doch Hess sich auch jetzt Neuser nicht zu einer Unvorsichtigkeit hin- reissen, sondern erklärte nur am Schluss, er streite gegen die Genfer Zucht, weil sie seiner Meinung nach gegen Gottes Wort sei. Dies Wort war an und für sich weder unpassend noch für die Gegenpartei be- leidigend; denn darum drehte sich ja der ganze Streit, ob die Kirchen- zucht in der Bibel begründet sei oder nicht, und niemand hätte es eigent- lich Neuser übelnehmen können, wenn er seine Meinung in den erwähnten Satz zusammenfasste. Aber man suchte eben den Streit, griff deshalb die harmlose Bemerkung auf und stellte sich aufs tiefste beleidigt^). Ursin brachte die Sache am nächsten Tage im Kolleg vor. Wenn aber die Gegner gehofft hatten, Neuser werde durch sein Benehmen alle, vor allem den Fürsten, auf ihre Seite treiben, so sahen sie sich darin ge- täuscht. Der Kurfürst blieb nach wie vor noch passiv ^). Auch keiner der Freunde Erasts verliess die Partei; es erfolgte keine Trennung,
1) Sudhoff, 345 schreibt in seinem Vorurteil natürlich: Da unterstand sich Neuser gegen den Schluss hin u. s. w. Als Wolph später die Kirchenzucht als „im- portune et imprudenter", als wiedertäuferisch, als 3. Amt des Satans, die Discipli- nisten als solche, die des Fürsten Güte missbrauchten, bezeichnete, da waren die durchaus nicht beleidigt, sondern suchten vielmehr mit allen Älitteln den angesehenen Zürcher auf ihre Seite zu ziehen,
2) Die von Sudhoff dagegen aufgeführten Stellen stammen sämtlich aus dem Jahr 1569.
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sondern eine Konsolidierung der Parteien ^). Um Erast gruppierten sich die Pfarrer und die Nichttheologen der Universität : Der Kanzler Christoph Probus, der Staatssekretär Stephan Girier, der Mathematiker Sigismund Melanchthon, des Keformators Neffe, der Philologe Wilhelm Xylander, der Philosoph Simon Grynäus, der Hofprediger Johann Willing, der Diakon von Kaiserslautern Vehe ^), der Peudenheimer Pfarrer Jakob Suter, sowie Neuser und Sylvan. So spitzte sich der Kampf zu auf einen Streit zwischen dem Kirchenrat und der Universität^).
Inzwischen scheint sich Sylvan in Zürich aufgehalten zu haben. Die über den Stand der Dinge erhaltenen Nachrichten hatten ihm den Ernst der Lage sofort klar gemacht, und er hatte deshalb Anschluss gesucht an Männer, die in Heidelberg im Ansehn standen. Wo er Hilfe gegen die calvinistischen Gegner finden konnte, war ihm klar ; er wandte sich an die Zürcher Pfarrer. Zwar konnte er positive Gründe gegen die- Zucht bei den Zürchern nicht vorbringen ; aber die Erkenntnis, dass die Disziplinisten antizwinglisch gesinnt seien, gewann ihm BuUinger und dessen Kollegen, besonders Wolph. Mit diesem schloss Sylvan einen Freundschaftsbund und warb ihn als Bundesgenossen^). BuUinger freilich verhielt sich vorläufig noch abwartend.
In Heidelberg schrieb Erast seine „75 Thesen", die er BuUinger und Beza übersandte. BuUinger wartete noch mit dem Urteil; Beza dagegen erklärte sich sofort für Olevian. Er verurteilte Erasts Thesen aufs schärfste und versprach eine handschriftliche Entgegnung, die aber nicht in der Öffentlichkeit bekannt werden sollte ^). Sylvan veröffentlichte
1) Wundt I, 97 sagt: „In diesen Umständen scheinet der Grund zu liegen, dass die Mitkollegen Olevians, die sich bis dahin nur leidend verhalten hatten, von nun an gemeinschaftliche Sache mit ihm zu machen den Entschluss fassten." Das ist ein Irrtum, denn Olevian hatte längst seine Kollegen für sich gewonnen. Auch die An- nahme, dass Ursin Neusers Äusserung wegen Erast die Freundschaft gekündigt habe, bedürfte eines Beweises. Ursin gehörte längst zur Partei Olevians und war einer der schärfsten Vertreter der Kirchenzucht, wie seine Briefe an Crato von Krafftheim beweisen.
2) Vor ihm hatte schon Brenz gewarnt : a gliribus caveat. Glis Haselmaus, die man auch Vehe nannte.
3) Der Streit zwischen dem Kirchenrat wurde zu einem Nationalitätenkampf: Die Disciplinisten sind die, „qui sunt . . . vel ex Gallia vel ex Belgico oriuudi. Ger- mani superiores, quos vocant, statuunt contra". Jetzier an Ulmer, 20. IX. 1568. Schaffhausen, Ulmeriana I, 143.
4) Beilage III, 5. 23. VII. 1569.
5) . . . allatae sunt ad me theses D. Erasti cum ipsius libello, de quibus me- memini me aliquoties ad D. Bullingerum nostrum scribere. Mentiar, si negaverim et theses et libellum D. Erasti mihi summopere iam tum displicuisse, quod ipsi quoque
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ebenfalls Mitte August eine Schrift. Er übersandte sie Wolph. In einem Brief vom 1. September 1568 (Beilage III, 1) beklagt er sich nach einleitenden Bemerkungen über die begonnene Freundschaft über die „ungeschliffenen Niederländer". Der Brief zeigt uns, dass der Kur- fürst bereits zu der Partei der Disziplinisten neigte, jedoch noch nicht offen für sie einzutreten wagte. Seine Eatgeber — Probus und Erast — bewogen ihn, vorerst Gutachten einzuholen. Zuerst fragte der Fürst Sylvan, der sich auf die Bibel bei seiner Abweisung der Kirchenzucht berief. Es wurde ihm aufgetragen, seine Meinungen schriftlich zu fixieren. Mitte August übergab er dem Fürsten sein Buch. Da dieser auch die Zürcher anzufragen gedachte, wandte sich Sylvan vor der Anfrage an Wolph.
Unterdessen griff Olevian die Gegner an: Nur die Genfer Kirche sei